Heute für euch im Portrait „Wermut gleich mehr Mut“

Wermut  Artemisia absinthium
Korbblütler / Asteraceae

Wermut erscheint wie mit Mondlicht übergossen.
Ich kann ihn in stockfinsterer Nacht, ohne zusätzliches Licht, im Kräuterbeet finden. Kein Wunder haben ihn doch auch schon die Menschen in der Antike zu den sogenannten Mond-Kräutern gezählt. Im Kräutergarten wächst er auch in unseren Breiten am wahrscheinlichsten. In der freien Wildbahn begegnen wir ihm selten. Hier und da mal in einem Weinberg oder in einem verwilderten Garten. Wermut ist aus meiner Erfahrung eine Pflanze die Hilft die körperliche so wichtige Tätigkeit der Verdauung zu unterstützen aber genauso kann er helfen all das zu verdauen was uns seelisch schwer im Magen liegt. Hildegard sagt er macht die Augen klar und meint damit den grauen Star. Ich habe auch schon erlebt das er die Sicht auf die eigene kleine Welt klärt, das Herz stärkt und den nötigen Mut schenkt Situationen zu erkennen und zu verlassen die uns nicht mehr gut tun. Der Wermut schenkt mehr Mut!

Inhaltsstoffe
Bitterstoffe (Absinthin), Gerbstoffe, ätherisches Öl (Thujon, Thujol, Phellandren), Bernsteinsäure, Mangan, Kalisalze, und Artemesin

Eigenschaften
harntreibend, fiebersenkend, schweißtreibend, keimtötend, menstruationsfördernd, magenstärkend, gallewirksam, leberanregend, blutstillend und wurmwidrig

Wermut unterstützt die Heilung bei
Magen-Darmproblemen und Appetitlosigkeit, Verdauungsprobleme wie zum Beispiel Durchfälle, Völlegefühl, Sodbrennen und Verdauungsschwäche, Mundgeruch, Wurmbefall, Hautproblemen, Gelenkerkrankungen wie Rheuma, Ekzeme, Unruhe, Infektanfälligkeit (allgemeine Schwäche), Kreislaufstörungen, Unruhe und Melancholie

Galenikas
Tee, Tinktur, Pulver, Wermutwein, Räucherung und Frischsaft

Toxikologie
Nicht während der Schwangerschaft  anwenden. Vergiftungserscheinungen können bei starker Überdosierung auftreten und sind auf die toxische Wirkung des Thujons zurück zu führen. Deshalb wirkt er auch wurmwidrig, wobei die richtige Dosierung hier nicht eindeutig ist.

Im Vergleich: links Beifuß und rechts Wermut


Mythologie
Wermut und Beifuß wurden in der griechischen Mythologie als heilige Kräuter der Artemis geweiht. Artemis ist die Göttin der Jagd, der Frauen und des Mondes. Die magischen Kräuter der Artemis wurden traditionell bei Mondschein gepflückt und getrocknet. Sie wurden meist geräuchert um Krankheiten zu vertreiben und um in die Zukunft zu schauen.

Wissenswertes
Bis zum Ende des 19. Jhdts. war Wermut in manchen gesellschaftlichen Kreisen, bei Soldaten und Künstlern sehr beliebt. Das im Wermut enthaltene ätherische Öl Thujon wirkt zentral-erregend und erhöht die geistige Aktivität und Kreativität. Wegen Alkohol-Missbrauch und vermehrter Abhängigkeit wurde der starke, alkoholische Trank, mit dem Namen Absinth, für lange Zeit verboten.

Der Wermut ist wegen seiner Heilkräfte seit Jahrtausenden eine geschätzte Heilpflanze.
Im Mittelalter wurde der Einsatz als Heilpflanze unter anderem von Hildegard von Bingen ausführlich beschrieben. Aus ihrer Überlieferung stammt auch folgendes Rezept.

Wermutwein oder Maitrunk
Mit Hildegards Worten – Wenn der Wermut frisch ist, dann drücke der Mensch den Saft aus und er koche mäßig Wein mit Honig, und gieße jenen Saft in den Wein, dass der Saft an Geschmack Wein und Honig übertrifft. Dies trinke der Mensch nüchtern und kalt an jedem dritten Tag, von Mai bis Oktober. Der Nierenschmerz und die Melancholie werden vergehen und es macht die Augen klar, stärkt das Herz und lässt nicht zu das die Lunge erkrankt. Es wärmt den Magen, reinigt die Eingeweide und bereitet eine gute Verdauung.

Zutaten
1 L Weißwein
40 ml Wermutsaft
150 g Honig

Den Wermut Anfang Mai sammeln und durch eine Saftpresse pressen. Alternativ auch im Mörser zerkleinern und durch ein Tuch seihen. Den Wein erwärmen und den Honig darin auflösen. Einmal kurz aufkochen lassen. Den Wermutsaft nicht über 69 Grad erhitzen. Also etwas warten aber noch warm zusammenfügen und in sterilisierte, dunkle Flaschen füllen, ( alternativ können die Flaschen auch dunkel gelagert werden) am besten im Kühlschrank aufbewahren. Sollte sich nach zwei Tagen viel Absatz bilden, dann einmal gut Filtern. Von dem Maitrunk jeden dritten Tag 25 ml auf nüchternen Magen trinken. Menschen mit empfindlichen Magen trinken ihn kurz vor dem Mittagessen.

Für eine Kur von Mai bis Oktober, werden drei Liter Wermutwein benötigt.


©Copyright:  www.wildpflanzenschule.com – Maria Salomé Hoffmann