Drei Wochen ist es jetzt her, dass wir unsere Rucksäcke schulterten und zu einem 5. tägigen Abenteuer direkt vor der Haustüre aufbrachen. Und noch immer wirkt sie nach, diese Reise durch die tiefen, grünen Täler und windigen, sonnigen Höhen des Hunsrücks.
Hier gibt es mehr Infos zum Format der Wanderung
Am 1. Tag der Wanderung kamen 11 Wanderwillige in Oppenhausen (Ehrbachtal) aus allen Himmelsrichtungen zusammen. Hier wurden die Rucksäcke noch einmal gewogen.
Zu Schweres wurde aussortiert und landete im Küchenwagen. Ganz nach dem Motto „take less do more“. Mehr als 10 Kilo sollte niemand tragen müssen. Da wir die Tagesetappen (meist um die 15 Kilometer mit je 4 Laufstunden) nicht hart erarbeiten, sondern mit Freude und in bester Gesellschaft genießen wollten. Musste es sich „leicht gehen“.
Das Format der Wanderung erlaubt, dass sich ausprobiert werden kann und kein teures Equipment im vorhinein gekauft werden muss. Das Erproben der vorhandenen Ausrüstung und das Optimieren, sind wichtige Lerninhalte. Meine Kollegin Nicole nahm hierbei die Rolle der „Camp-Fee“ ein. Sie transportierte nicht nur zu schwere Schlafsäcke, Isomatten und Tarps/Zelte.
Sie versorgte uns auch morgens und abends mit Trinkwasser und kochte mit und für uns die leckersten Gerichte, teils direkt am Lagerfeuer *.
So gut ausgestattet, mit allen Möglichkeiten sich auszuprobieren, gelingt ein guter Start, ins Thema Weitwandern. Die Lerneinheiten flossen direkt in den Tagesablauf ein. Wir nahmen uns in den passenden Situationen, immer wieder Zeit. Besprachen die wichtigsten Erfahrungen und Werkzeuge beim Wandern oder allgemein beim Draußen sein.
Wir wählten also die natürlichste aller Lernarten „learning by doing“.
Unterwegs lag die hauptsächliche Aufmerksamkeit darin das eigene gute Tempo zu finden, die Umwelt wahrzunehmen, sich einfach mal Gehen zu lassen;) und sich mit den WanderkollegInnen auszutauschen.
Mich berührte wie schnell sich Alle einfinden konnten, wie hilfsbereit und aufmerksam mit einander umgegangen wurde. Von der ersten Minute bis zum Schluss.
Bemerkenswert war auch die Begeisterungsfähigkeit für die kleinen Dinge im Leben und die Schönheit der Natur um uns herum. Es wurden Pflanzen besprochen, Sternenhimmel beobachtet, Wildnis-Fertigkeiten erprobt, kurz die Freiheit sich Draußen zuhause zu fühlen, mit allen Sinnen genossen. Ganz nebenbei knüpften wir in guten Gesprächen Bande. Was will man mehr;)
Durch das langsame Wandern, erlebten wir allerhand am Wegesrand. Hatten gute Begegnungen mit Mensch, Pflanze und Tier. Beobachteten z.B. einen Maulwurf, lauschten des Nachts den aufgebrachten Rehböcken und fanden Federn von Schleiereule und Co. Auch die menschlichen Begegnungen waren durchweg positiv.
Trotz dehnbarer Zeit war das Ende der gemeinsamen Reise, am 5. Tag schneller da, als erwartet.
In Dill verabschiedeten wir uns nach gemeinsamen 75 Kilometern mit einer herzlichen Abschlussrunde, Erdbeerkuchen und einer Zufriedenheit die man nur beim Wandern findet;)
Goethe, so erzählte mir Silke unterwegs, sagte wohl einmal:
„Nur wo du zu Fuß warst, bist du wirklich gewesen.“
Ich freue mich schon jetzt auf das nächste Abenteuer und darauf wirklich da gewesen zu sein.
Ganz wie Goethe sagte. Dann wird die Wildnis Wanderung im Herbst 2023 von Dill aus, den restlichen Saar-Hunsrück-Steig entlang führen.
Der Termin steht schon;) save the Date
27. September – 01. Oktober 2023
Die Tagesetappen im Detail:
Tag 1. Oppenhausen-Burg Waldeck = 15,92 km
Unsere erste Strecke führte uns von Oppenhausen durch das Ehrbachtal hinauf an der Rauschenburg Ruine nach Mehrmut. Hier überquerten wir Straßen und Felder um am Rosskerhrbachforum bei Beulich wieder in das nächste Tal abzusteigen. Im Baybachtal erstiegen wir einige Höhenmeter zur Burg Waldeck bei Dorweiler. Hier verbrachten wir die erste Nacht im Waldstück Ehrenhein.
Tag 2. Burg Waldeck – Mörsdorfer Tal/Fettsmühle = 15,08 km (direkt zur Mühle)
Von Dorweiler aus liefen wir über Sabershausen und Zilshausen an der Kugelbahn durch das Dünnbachtal rauf nach Mörsdorf.
Hier teilten wir uns in zwei Gruppen.
1. Gruppe steuerte direkt zur Fettsmühle.
Die 2.Gruppe lief über die Geierlaybrücke und entlang des Bachtals zum Tagesziel.
Tag 3. Fettsmühle-Panzweiler Grillhütte = 18,66 km
Dem Saar-Hunsrück-Steig folgend an Mittelstrimmig vorbei über die Höhen und Wälder zur Hanosiusmühle nach Blankenrath.
Von dort über die Höhe die 421 querend, durch Walhausen runter ins Panzweiler-Bachtal zur Grillhütte.
Tag 4. Panzweiler Grillhütte – Würrich Grillhütte = 13,35 km (Abenteuerliche Abkürzung Gruppe 2)
Dem Bachtal weiter folgend, stiegen wir nach Peterswald auf um direkt auf der anderen Dorfseite den Bildchensweg hinab in das Altlayerbachtal zu nehmen. Hier teilten wir uns wiederum in zwei Gruppen. 1. Gruppe über die Altlayer-Schweiz dem Steig weiter folgend nach Hahn und über die Felder zum Tagesziel. 2. Gruppe abenteuerliche Abkürzung durchs Würricher Bachtal zur Grillhütte.
Tag 5. Würrich Grillhütte – Dill Grillhütte = 11,83 km
Überquerung der Hunsrückhöhenstraße mit anschließendem graden und breiten Waldstraßen durch den Würricher-Wald. Querung des Mittelpunktes von Rheinlandpfalz bei Bärenbach. Überquerung der B50 und entlang des Römerweges bis Dill Grillhütte. Es gab im Gegensatz zu den Tagen zuvor keine Täler zu überwinden.
Feuer*
Wir haben nur an ausgewiesenen Feuerstellen und mit der Erlaubnis der Besitzer Feuer gemacht. Auch oft nach gründlichem Abwägen der individuellen Platz-Situation auf Feuer verzichtet.
Viele Bachtäler waren ausgetrocknet und die Felder und Wege staubig. Das Thema fehlendes Wasser und Klimawandel hat uns begleitet und natürlich sind wir sorgsam mit unserer Umwelt umgegangen.
Resümee der Wanderfreunde:
Von Marianne
Eine 5-tägige Wildniswanderung die bei mir lange „nachschwingt“. Der Drang weiterhin in der Natur unterwegs zu sein hält sich beständig. Großen Dank an unsere wunderbare Gruppe, an Maria für Alles, denn ohne Sie wäre dieses Erlebnis nicht zustande gekommen und an Nicole, die für unser leibliches Wohl mit fantastischen Speisen gesorgt hat.
Von Meike
Die Wildniswanderung war für mich eine ganz wundervolle Möglichkeit dem „total normalen Wahnsinn“ für eine Zeit den Rücken zu kehren, mich rück zu verbinden mit der und meiner Natur, und mit jedem Schritt Dinge und Gedanken hinter mir zu lassen, die mich in irgendeiner Weise beschwert oder belastet haben. Binnen kurzer Zeit wird der Kopf frei und der Geist weit
Zum Abschluss lasse ich Theodor Heuss noch zu Wort kommen:
„Der Sinn des Reisens ist, an ein Ziel zu kommen, der Sinn des Wanderns, unterwegs zu sein.“,