Die Kräuter-Walz Teil 2

Warum? Wie? Wie lange? Welches Ziel? Das sind die W- Fragen welche mir am häufigsten gestellt werden. Um die Antworten auf diese berechtigten Fragen möchte ich mich in diesem Beitrag kümmern.
1 Teil verpasst? Hier geht’s zur KräuterWalz Teil 1. 

Jetzt ist es bald soweit. Ich bin aufgeregt. Freudig aufgeregt und ich gebe es zu, manchmal auch skeptisch. Vor allem wenn ich meinen Rucksack, der mit Büchern beladen (Trainings-Gewicht), in der Ecke steht betrachte. Die Freude auf wenig Ballast im Alltag und 0% Termine überwiegt meine Sorge. Die Sorge das Wenige, auf das ich mein materielles Leben in den nächsten Monaten reduzieren darf, nicht tragen zu können. Was ist wenn der Rücken streikt? Die Füße nicht mehr wollen? Dann atme ich tief durch-erinnere mich an all die Abenteuer und Herausforderungen die ich bisher meistern durfte und dann steigt die Freude wieder auf. Mit ihr die Leichtigkeit. Ich habe absolutes Verständnis für meine Bedenken. Verständnis für mich und die widersprüchlichen Gefühle kurz vor dem Start. Ist es nicht immer so? Das Loskommen ist der schwierigste Schritt auf der ganzen Reise. Wie ein Sprung ins kalte Wasser. Und ist der getan, dann denkt man bei sich “ Ja geht doch! “

Die Ausrüstung ist fast zusammen, es fehlt nur noch ein Aufladekabel für die Powerbank, die Wanderstöcke (welche ich auch zum Tarp aufstellen brauchen kann) und oh Schreck die Schuhe! Ausgerechnet bei den Schuhen kann ich mich nicht entscheiden. Aber ich bin optimistisch eine gute Lösung zu finden. Im letzten Winter haben sich meine HanWag Wanderschuhe verabschiedet. Daraufhin habe ich beschlossen, die Gelegenheit zu nutzen und etwas Neues auszuprobieren. Ich mag keine super, festen, steifen Wanderschuhe tragen im Hochsommer. Nur mit Sandalen? Leichte Turnschuhe oder gar Barfußwanderschuhe?

Ich werde euch am Ende der Tour berichten. Die Erfahrungen teilen, die ich mit dem Material machen durfte. Die Packliste stell ich euch dann, gerne zur Verfügung.

Warum?
Das Warum hat mehrere Gründe.

Ich liebte es schon als Kind zu sehen wie weit ich aus eigener Kraft komme. Das Gefühl der Unabhängigkeit und hinter jeder Ecke etwas Neus zu entdecken, reizt mich auch heute noch. Ich bin ein Kind der 80ziger und mit wenigen anderen Kindern, die letzten unserer Generation, die noch ohne Aufsicht, Handys etc. losziehen durften. Wir sind Kilometer weit gelaufen. Je älter wir wurden desto größer wurde unser Radius. Im geschützten Hunsrückraum habe ich nur gute Erfahrungen gemacht. Das hat mir den Mut gegeben mich später auch in anderen Ländern frei zu bewegen. Immer nahe dran an den Menschen die dort leben. Was uns zum nächsten Warum-Grund führt.

Humboldt hatte es schon vor Jahrhunderten so treffend gesagt: „Die gefährlichste Weltanschauung ist die, der Menschen, die, die Welt nie angeschaut haben“.

In diesem Satz habe ich viel Weisung auch für unsere moderne Situation gefunden. Wenn ich mich „nur“ von Radio, Internet und Fernsehen über meine Welt informiere. Und in anderen Ländern abgeschottet, in einer für Touristen erschaffenen Ordnung bewege? Kann ich mir dann eine eigene Meinung bilden? Übernehme ich dann nicht einfach andere Meinungen? Gefährlich wird es dann, wenn alles „Fremde“ grundsätzlich abgelehnt weil, gefürchtet wird.

Für mich zählt hierzu nicht nur die ferne Welt, sondern auch meine Heimat. Durch das langsame laufen und den Kontakt und Austausch zu pflanzenbegeisterten Menschen, erhoffe ich mir meine Heimat mit anderen Augen zu betrachten. Dem „Zufall“ die Tür zu öffnen ist ein weiterer Warum-Grund. Ich hatte in den letzten 5 Jahren wenig Zeit für sowas wie Zufall;) Es war ist alles strickt getaktet. Auch dieses Uhrwerk mag ich mal anhalten, um es genau betrachten zu können. So viele schöne Projekte die ich/wir auf die Beine stellen, brauchen viel Aufmerksamkeit und das wertvollste Gut was wir zu geben haben, Zeit. Die mag ich mir mal nicht vollstopfen mit Terminen. Ich freue mich auf meine Schritte die den Tackt vorgeben. Die Sonne, die auf und unter geht. Die Sterne, die Nachts wandern. Darauf die Pflanzenwelt sich vom Sommer in den Herbst wandeln zu sehen. Auf mein eigenes Wandeln. Ich freue mich darauf nicht durch Termine und Uhren ständig daran erinnert zu werden das Zeit vergeht.
Das wird sicher gut.

Ein weiterer Warum-Grund sind meine Wildpflanzen-SchülerInnen. Ich werde ein paar von ihnen auf meinem Weg besuchen. Mir Zeit nehmen zu sehen wie es ihnen mit dem Pflanzenwissen ergangen ist und was sie davon für sich in Garten, Haus, Arbeit etc. umsetzten konnten. Auch mag ich sie nach ihren liebsten Pflanzenzubereitungen für meine KräuterWalz-Rezeptesammlung fragen. Aber nicht nur sie, sondern auch „wild Frimnde“ wie hier im Hunsrück gesagt wird, mag ich interviewen. Zusammen mit ihnen will ich alte und neue Geschichten, Rezepte und Anwendungen bündeln. Und dieses Bündel dann anschließend, Allen die es wertvoll erachten, zur Verfügung stellen!

Ich bin gespannt wer mich „Umherziehende“, in diesen Zeiten für eine Nacht in die Gärten lässt und freue mich auf ihre Geschichten. Als Gegenleistung, wie es so Brauch ist auf der Walz, biete ich meinen Rat und auch meine Tat an. Alles im Namen der Pflanze versteht sich;) Allerhand Einladungen habe ich schon bekommen. Aber darüber mag ich euch in der letzten W-Frage berichten-Welches Ziel. Es gibt noch weitere Gründe warum es mich, auf diese Weise raus zieht. Vor allem die Sehnsucht nach Einfachheit. Nach loslösen aus unseren Systemen. Nach Begegnungen mit Zeit. Getragen von dem Wunsch selbst wieder Schülerin zu sein. Der Neugierde Neues zu lernen. Und schlicht wegen dem Laufen an sich! Wusstet ihr das unsere Vorfahren, pro Tag im Schnitt 13 Kilometer mehr gelaufen sind als wir? Deswegen geht es jetzt weiter mit dem:

Wie?
Am liebsten alles zu fuß. Wie Uli Hauser sagte als er mich wegen eines Artikels über das wilde Baybachtal besuchte: „Ich wollte mich einfach mal gehen lassen!“;) Super oder? Er ist von Hamburg bis Rom gelaufen. Hut ab!

Ich bin mit Schlafsack, Isomatte, Tarp und Künzi-Kocher recht unabhängig. Könnte sozusagen fast überall zuhause sein. Wichtig und das musste ich auch erst lernen. Ich mag mir keine Vorschriften machen: Nicht wie viele Kilometer ich am Tag laufen muss um dieses oder jenes Ziel zu erreichen. Alles mit den eigenen Füßen meistern zu müssen, wird mich, in unserer zugebauten, modernen Welt, hier und da auch unglücklich machen. Ich mag nämlich nicht tagelang an einer Schnellstraße oder gar Autobahn entlang laufen. Also werde ich diese Situationen versuchen zu meiden. Außerdem will ich lernen nett mit mir umzugehen! Ich bin oft viel zu streng. Hey das ist etwas, was zu lernen super sinnvoll ist! In 6 Wochen von hier nach Griechenland mit dem Fahrrad. Ja das war toll. Eine echte Leistung für mich und meinen Partner. Aber im nachhinein hätte ich mir schon gewünscht länger zu verweilen. Wir haben unterwegs insgesamt 3 Tage Pause eingelegt. Und das auch nur, weil es entweder so stark regnete oder windete oder Beides gleichzeitig. Super Gesund ist es auch nicht, sich aus dem Nichts auf Höchstleistungen zu puschen um urplötzlich damit aufzuhören. Alles Dinge die gelebt sein müssen um daraus schlau zu werden. Also wie nun? Locker, flockig mit einem Lied auf den Lippen und auch hier und dort mal, mit dem Daumen raus;)

Wie lange? 
Eine Frage die ich leider beantworten kann;) knapp 4 Monate habe ich mir Zeit genommen. An dieser Stelle, ein herzliches Dankeschön an alle Menschen die es mir gönnen und mich ziehen lassen! Ich hab großes Glück mit euch!

Welches Ziel?
Ihr erahnt es vielleicht schon? Das Ziel ist es kein Ziel zu haben. Der Plan keinen Plan zu haben. Aber natürlich habe ich Wünsche. Projekte und Menschen die ich besuchen will. Auch spannende Einladungen sind mir schon ins Haus geflattert. Deswegen liegt mein Weg wage fest. Das schöne ist aber, dass ich mir die Freiheit nehmen kann die Richtung jederzeit zu ändern. Ich beginne Zuhause. Momentan schwebt mir als guter Start, der Saar-Hunsrück-Steig vor. Dann ein paar liebe Menschen auf dem Weg nach Kirn/Idar Oberstein besuchen. Um dort der Nahe, auf dem Hildegard von Bingen Pilgerweg, nach (na ihr erratet es schon) Bingen zu folgen. Diesen Weges entlang gibt es ein paar Projekte die ich kennen lernen mag. Alles was danach kommt wird noch spannender. Denn dann laufe ich raus aus meinem Yard. Der Schwarzwald zieht mich und dann das Allgäu? Aber wie gesagt, das Ziel ist der Weg;)

Ab und an werde ich euch hier berichten und freue mich wenn es euch freut.

Maria Salomé Hoffmann